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Hexenjagd auf sogenannte Killerspiele

In der vorindustriellen Zeit verbrannte man verdächtige, oft fremdländische Schriften und Bilder. In den 60er Jahren brannten die Schallplatten der Beatles. Harry-Potter-Bücher brannten und wurden aus Schulbibliotheken entfernt, weil sie angeblich die Kinder verführen. Nun dies: Ein „Aktionsbündnis“ will in Stuttgart einen Container aufstellen, um dort sogenannte Killerspiele zu sammeln und zu vernichten. Angeblich zum Wohle der Jugendlichen …

Ich kann verstehen, dass Angehörige der Todesopfer von Winnenden trauern und leiden. Hysterie und Bilderstürmerei helfen jedoch keinem Jugendlichen und retten kein einziges potentielles Opfer vor dem gewaltsamen Tod. Niemand wird plötzlich über Nacht zum Killer, nur weil er das falsche Spiel gespielt, den falschen Film gesehen, die falsche Schallplatte gehört oder das falsche Buch gelesen hat. Solche Tragödien haben immer eine Vorgeschichte, und die ist immer vielschichtig. Einem Spiele-Genre daran die Schuld zu geben wird dieser Thematik nicht gerecht. Hexenjagd auf sogenannte Killerspiele weiterlesen

Künstlervergütung

Medienkarte

Ich träume einfach mal, und stelle mir vor, es wäre Zukunft.
In dieser Zukunft habe ich mir auf dem Heimweg eine Medienkarte gekauft. Sie besteht aus lackiertem Karton. Darauf aufgedruckt ist ein quadratisches Feld mit einem Scancode, mit dem mir die Karte an der Kasse freigeschaltet wurde. Daneben befindet sich ein silbriges Rubbelfeld, unter dem sich ein Bezahlcode verbirgt, den ich abtippen kann. Mit dieser Karte kann ich Medienpunkte im Wert von 20 Euro unter’s Volk werfen, ohne dass ich eine Kreditkarte oder irgendwelche Bankdaten dafür benötige, und ohne dass mein Name mit einer Zahlung in Beziehung gesetzt werden muss. Die Rückseite der Karte ziert ein Werbebildchen eines Sponsors und dessen URL: Eine Tageszeitung, deren E-Ausgaben ich ebenfalls mit Medienpunkten bezahlen kann. Auch für Spenden, zum Beispiel für Wikipedia oder für Unicef, kann ich meine Punkte einsetzen.

Während mein heimischer Rechner hochfährt, kratze ich die gummiartige Schicht von der Karte. Schließlich starte ich meinen Browser und rufe die Seite des Medienbezahldienstes auf. Auf meinem E-Book befindet sich nämlich seit einigen Tagen ein spannender Fantasy-Roman, den ich jetzt fast ausgelesen habe. Dafür möchte ich dem Autor nun eine Vergütung zukommen lassen. Heruntergeladen habe ich den Text nicht etwa von der Webseite seines Verlags, sondern von einer der zahlreichen Fanseiten, die so sein Buch verbreiten und nebenbei den Server ihres Lieblingsautors entlasten.
Eine elektronische Unterschrift stellt sicher, dass das Buch nicht verändert wurde. Unter der Titelzeile finde ich das Mediensiegel, gebe es in das Formular auf der Webseite des Bezahldienstes ein, und klicke auf den OK-Button. Einen Moment später erscheinen Buchtitel, Autor und Kurzbeschreibung auf meinem Monitor. Darunter die Frage: „Mit wievielen Punkten möchten Sie dies Werk vergüten?“ – Ich überlege kurz, und trage dann eine 300 ein. Das entspricht 3 Euro. Dann nehme ich meine Medienkarte, und tippe meinen Bezahlcode ein: mehrere Nonsensworte, durch Leerzeichen voneinander getrennt. Das Webformular fragt noch einmal nach, ob alles richtig sei, bestätigt dann den Zahlungseingang, und gibt mir die Restsumme meiner Karte aus. Von meiner Buchung werden 10% als Gebühr bei dem Bezahldienst bleiben. Den Rest bekommt der Autor. Ob ich bezahlt habe oder nicht wird niemand kontrollieren. Nur Zeitungen und E-Magazine verlangen eine Buchung direkt beim Download. Filme und Musikstücke werden auf die gleiche Weise bezahlt. Freiwillig. Und es funktioniert.

So, stelle ich mir vor, könnten Musiker, Künstler, Autoren und gemeinnützige Projekte in Zukunft an ihr Geld kommen. Andere Leute haben vielleicht andere Ideen.

Weitersurfen:

Piratenforum: Urheberrecht

Elektrischer Reporter: Urheber 2.0: Jeder Nutzer ein Pirat?

Tim O’Reilly: Piracy is Progressive Taxation, and Other Thoughts on the Evolution of Online Distribution

[Update:] Presseschauer: Raubkopie – Kampfbegriff der Musikindustrie

Pirat innen und außen

piratdings Ich bin kein Pirat¹, und trotz völliger Ãœbereinstimmung mit den Hauptthemen der Piratenpartei werde ich die Piraten nicht wählen. (Recht auf Privatkopie, gegen einen Ãœberwachungsstaat, keine Patentierung von Lebewesen, um mal ein paar davon zu nennen. Inhaltlich stimme ich mit denen weitgehend überein.) Der Grund für meine Entscheidung ist nicht die niedrige Frauenquote bei den Piraten. Der Grund für meine Entscheidung ist nicht, dass es keine „Piratinnen“ gibt, oder dass Gender-Themen bei den Piraten „nicht stattfinden“. Die Gründe, warum ich nicht die Piraten wähle, sollen auch nicht Thema dieses Blogeintrags sein. Mich beschäftigt momentan etwas ganz anderes: Ein paar Feministinnen inszenieren gerade ein bühnenreifes Piraten-Bashing. Das geht nicht nur einigen weiblichen Piraten, sondern auch mir ganz heftig auf den Keks, und darüber schreibe ich nun. Inspiriert hat mich ein Artikel von Mela Eckenfels, den ich klasse finde, denn ich finde mich in vielem, was sie formuliert hat, wieder.

In erster Linie fühle ich mich als ein Mensch, der nebenbei zufällig weiblich ist – na und? Es gibt auch Menschen mit blauen oder braunen Augen, macht das was? Es gibt glattes oder gelocktes Haar, macht das was? Mich stört es extrem, wenn ich „als Frau“ angesprochen werde. Die Frage ist doch allenfalls dann interessant, wenn es um das Vorhandensein sanitärer Anlagen geht.

Feministinnen nerven mich mit ihren „Frauenthemen“, oder besser gesagt, mit dem, was sie für „Frauenthemen“ halten. Ich lasse mir nicht von irgendwelchen Salon-Emanzen vorschreiben, was mich zu interessieren hat, worüber ich mich empören müsse, und durch was ich mich „als Frau“ benachteiligt fühlen soll.

„Männliche Feministen“ nerven mich mit ihrer zur Schau getragenen „Demut vor den Frauen“ und der „Erwartung, was von dieser Seite noch kommt“. Ich bin ICH, und bin nicht dazu da, irgendeine Sippe, Rasse, Nation, Geschlechtergruppe oder sonstwas zu repräsentieren. Wer mich für meine Leistungen und Fähigkeiten loben will, soll mich loben, und nicht den Umstand, dass dieses oder jenes „von einer Frau“ geleistet worden sei. Was soll denn das heißen? „Nicht schlecht – für’n Mädchen„?

Männergruppen buttern mich nicht unter, sondern ich fühle mich dort wohl. Es gibt keinen Zickenkrieg dort, sondern man kann gemütlich miteinander fachsimpeln. Und wenn danach in später Nacht der Stammtisch vorüber ist, gehe ich entspannt nach Hause, dann gehören die Nacht und die Straße ganz selbstverständlich mir. Mir macht es nichts, allein zu einer Veranstaltung zu gehen, oder eine halbe Stunde früher oder später heimzufahren als mein Mann. Wer mich von einem nächtlichen Spaziergang durch einen Park abhalten wollte, der müsste mir auf dem Weg dorthin eine Leiche über den Zaun hängen.

Ich will weder stellvertretend für andere etwas „verwirklichen“, noch habe ich es nötig, „mich“ oder „etwas“ zu beweisen. Ob mein Leben was taugt, das entscheide ich allein. Ob ich meine Äußerungen banal und albern sein dürfen oder politisch und anspruchsvoll zu sein haben hat mir genau so wenig jemand vorzuschreiben wie die Antwort auf die Frage, ob ich mich schminke oder nicht, ob ich Stöckelschuhe oder Sandalen trage, ob ich stricke oder programmiere, ob ich Kleidchen anziehe oder Jeans, und ob ich den Anblick von Kerzenlicht zu bevorzugen habe oder das Gefühl von heißem Wachs auf meiner Haut lieben darf. Meine Ansprüche, Neigungen und Abneigungen hat niemand zu bewerten, erst recht keine „Emanze“, was immer das sei.

Wenn ich für Rechte eintrete, dann für Menschenrechte, nicht für Frauenrechte.

Ich möchte selbstverständliche Gleichberechtigung statt Feminismus. Ich will als Mensch geachtet werden, nicht als Frau.

Blogspam

SpamInACan Akismet fängt glücklicherweise so einiges für mich ab. Leider versuchen einige Vandalen, mit ihrem Müll am Spamfilter vorbei zu schleichen, indem sie sich im Blog als Stammleser registrieren. Dabei macht es gar keinen Unterschied: Spam wird mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit erkannt und aussortiert, egal ob man sich registriert oder nicht. Ich habe lediglich die zusätzliche Arbeit mit dem Löschen von Deppenaccounts, und dazu habe ich keine Lust mehr. Ab sofort kann man sich hier darum kein Stammleser-Konto mehr anlegen. Bereits bestehende Konten von Nicht-Spammern bleiben erhalten.