Ich bin kein Pirat¹, und trotz völliger Ãœbereinstimmung mit den Hauptthemen der Piratenpartei werde ich die Piraten nicht wählen. (Recht auf Privatkopie, gegen einen Ãœberwachungsstaat, keine Patentierung von Lebewesen, um mal ein paar davon zu nennen. Inhaltlich stimme ich mit denen weitgehend überein.) Der Grund für meine Entscheidung ist nicht die niedrige Frauenquote bei den Piraten. Der Grund für meine Entscheidung ist nicht, dass es keine „Piratinnen“ gibt, oder dass Gender-Themen bei den Piraten „nicht stattfinden“. Die Gründe, warum ich nicht die Piraten wähle, sollen auch nicht Thema dieses Blogeintrags sein. Mich beschäftigt momentan etwas ganz anderes: Ein paar Feministinnen inszenieren gerade ein bühnenreifes Piraten-Bashing. Das geht nicht nur einigen weiblichen Piraten, sondern auch mir ganz heftig auf den Keks, und darüber schreibe ich nun. Inspiriert hat mich ein Artikel von Mela Eckenfels, den ich klasse finde, denn ich finde mich in vielem, was sie formuliert hat, wieder.
In erster Linie fühle ich mich als ein Mensch, der nebenbei zufällig weiblich ist – na und? Es gibt auch Menschen mit blauen oder braunen Augen, macht das was? Es gibt glattes oder gelocktes Haar, macht das was? Mich stört es extrem, wenn ich „als Frau“ angesprochen werde. Die Frage ist doch allenfalls dann interessant, wenn es um das Vorhandensein sanitärer Anlagen geht.
Feministinnen nerven mich mit ihren „Frauenthemen“, oder besser gesagt, mit dem, was sie für „Frauenthemen“ halten. Ich lasse mir nicht von irgendwelchen Salon-Emanzen vorschreiben, was mich zu interessieren hat, worüber ich mich empören müsse, und durch was ich mich „als Frau“ benachteiligt fühlen soll.
„Männliche Feministen“ nerven mich mit ihrer zur Schau getragenen „Demut vor den Frauen“ und der „Erwartung, was von dieser Seite noch kommt“. Ich bin ICH, und bin nicht dazu da, irgendeine Sippe, Rasse, Nation, Geschlechtergruppe oder sonstwas zu repräsentieren. Wer mich für meine Leistungen und Fähigkeiten loben will, soll mich loben, und nicht den Umstand, dass dieses oder jenes „von einer Frau“ geleistet worden sei. Was soll denn das heißen? „Nicht schlecht – für’n Mädchen„?
Männergruppen buttern mich nicht unter, sondern ich fühle mich dort wohl. Es gibt keinen Zickenkrieg dort, sondern man kann gemütlich miteinander fachsimpeln. Und wenn danach in später Nacht der Stammtisch vorüber ist, gehe ich entspannt nach Hause, dann gehören die Nacht und die Straße ganz selbstverständlich mir. Mir macht es nichts, allein zu einer Veranstaltung zu gehen, oder eine halbe Stunde früher oder später heimzufahren als mein Mann. Wer mich von einem nächtlichen Spaziergang durch einen Park abhalten wollte, der müsste mir auf dem Weg dorthin eine Leiche über den Zaun hängen.
Ich will weder stellvertretend für andere etwas „verwirklichen“, noch habe ich es nötig, „mich“ oder „etwas“ zu beweisen. Ob mein Leben was taugt, das entscheide ich allein. Ob ich meine Äußerungen banal und albern sein dürfen oder politisch und anspruchsvoll zu sein haben hat mir genau so wenig jemand vorzuschreiben wie die Antwort auf die Frage, ob ich mich schminke oder nicht, ob ich Stöckelschuhe oder Sandalen trage, ob ich stricke oder programmiere, ob ich Kleidchen anziehe oder Jeans, und ob ich den Anblick von Kerzenlicht zu bevorzugen habe oder das Gefühl von heißem Wachs auf meiner Haut lieben darf. Meine Ansprüche, Neigungen und Abneigungen hat niemand zu bewerten, erst recht keine „Emanze“, was immer das sei.
Wenn ich für Rechte eintrete, dann für Menschenrechte, nicht für Frauenrechte.
Ich möchte selbstverständliche Gleichberechtigung statt Feminismus. Ich will als Mensch geachtet werden, nicht als Frau.